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Flüchtlinge aus Syrien und Pakistan im Unterricht an der Hohensteinschule

 

Kürzlich stand bei den Acht- und Neuntklässlern der Hohensteinschule statt Deutsch oder Mathe der Besuch von Ali Sajid und Osamah Alfaraj auf dem Stundenplan. Die beiden flohen vor einem Jahr aus Pakistan und Syrien vor dem Krieg und lernten sich in Gomadingen kennen. Da sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 im Fach WZG in den letzten Wochen intensiv mit verschiedenen Herkunftsländern von Flüchtlingen auseinander setzten, bot es sich an, die beiden jungen Männer einmal in den Unterricht einzuladen, um mit ihnen über die Gründe ihrer Flucht ins Gespräch zu kommen. Organisiert wurde der Besuch durch die Sonderpädagogin Susanne Winter, die im Asylkreis Gomadingen ehrenamtlich für die Begrüßung der Flüchtlinge zuständig ist.

 

Da eine persönliche Begegnung immer eindrucksvoller ist als jeder Zeitungsartikel oder Fernsehbericht, warteten die Acht- und Neuntklässler schon einige Tage gespannt darauf, wer da zu ihnen kommen würde. Im Englischunterricht bereitete die Klasse zahlreiche Fragen aus verschiedenen Themenbereichen vor, die der 27-jährige Ali Sajid und Osamah Alfaraj und der 20-jährige Osamah Alfaraj schließlich ausführlich und teilweise bereits in gutem Deutsch beantworteten. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass beide in ihren Herkunftsländern Physik bzw. BWL studierten und gerne auch einmal dort gearbeitet hätten, Bürgerkriege und Terror diesen Lebensplan für sie aber unmöglich machten. Ihnen blieb nur die Flucht, die jedoch mehrere Monate dauerte, viel Geld kostete und sehr beschwerlich war. Ali und Osamah mussten auf ihrer langen Reise mit vielen Rückschlägen und Gefahren zurechtkommen. Immer wieder wurden sie von der Polizei aufgegriffen und festgehalten, bevor sie schließlich in Deutschland ankamen.

 

Besonders nachhaltig wirkte die Schilderung von Ali Sajid, der in einer Gruppe von 12 Personen unterwegs war. Die Gruppe wurde in Mazedonien von der Polizei festgehalten und aufgefordert, ihr Geld abzugeben. Als sich ein Gruppenmitglied vermittelnd für die anderen einsetzte, wurde er mit mehreren Schlägen eines Gewehrkolbens an die Schläfe durch einen Polizisten getötet.

 

Inzwischen haben sich die beiden gut von den Strapazen erholt. Sie besuchen Sprachkurse und hoffen auf ein Visum, um hier in Deutschland bleiben und weiterstudieren oder arbeiten zu können.

 

Über eine Stunde dauerte die spannende Unterhaltung, die bestimmt dazu beitrug, dass das ein oder andere Vorurteil, das manche Beteiligten im Voraus vielleicht hatten, abgebaut werden konnte. In ihrer Muttersprache bedankten sich Ali und Osamah für die den netten Empfang in der Hohensteinschule, was wiederum mit großem Applaus der Jugendlichen bedacht wurde. Für alle Beteiligten war dies eine eindrückliche Erfahrung – eben Unterricht mal anders.